
Das Krisenbarometer bleibt weiter in einem ruhigen Marktumfeld, doch der Druck nimmt zu. Die wirtschaftlichen Daten haben sich zuletzt merklich eingetrübt und haben die zwischenzeitlich aufkeimende Hoffnung auf eine weitere Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität enttäuscht. Die geopolitischen Krisen, allen voran die in der Ukraine, haben die wirtschaftlichen Frühindikatoren belastet. Italien ist mit negativem Wirtschaftswachstum im 1. und 2. Quartal 2014 wieder in eine Rezession zurück gefallen und sogar in Deutschland schrumpfte die Wirtschaft im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal 2014 um -0,2 Prozent.
Die erneut gefallene Inflation und das Wirtschaftswachstum von 0,0 Prozent (2. Quartal 2014 gegenüber dem 1.Quartal 2014) in der Eurozone setzt die Europäische Zentralbank weiter unter Zugzwang. Doch auch die Politik ist gefragt, denn viele Reformen stecken fest und werden nur schleppend vorangetrieben. Die Schuldenproblematik in der Eurozone kann nicht alleine durch die Zentralbank gelöst werden und erfordert ein mutigeres und gemeinsames Handeln der Staaten.
Inflation weit von EZB-Zielen entfernt
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Spielraum und die Instrumente der klassischen Geldpolitik längst ausgenutzt. Das öffentlich formulierte Inflationsziel der EZB liegt bekanntlich bei 2 Prozent. Wie weit die aktuelle Inflation von dem Ziel der 2 Prozent entfernt ist, verdeutlicht Abbildung 1 sehr gut. Die derzeitige Erwartung der Notenbank ist eine Bodenbildung der Inflation in den nächsten Monaten, bevor es langsam wieder aufwärts geht. Demnach soll sich die Inflation in 2015 wieder um die 1,1 Prozent und im Jahr 2016 um 1,4 Prozent bewegen. Die am Markt gehandelten erwarteten Inflationsraten zeigen allerdings eine deutlich niedrigere Erwartung. Sollte sich das Szenario der EZB nicht bewahrheiten und die Inflation erneut (wie zuletzt im Juni) nach unten korrigieren, dann muss die EZB nochmals tiefer in ihre Trickkiste greifen. Das Risiko, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung und somit auch indirekt die Inflation schwächer als erwartet entwickeln, ist besonders durch Krise in der Ukraine gegeben.

Abb.1
Geldpolitik Eurozone
Die Differenz zwischen der aktuellen Inflation und den Zielen der EZB ist, wie bereits mehrfach festgestellt, gravierend. Die EZB hat im Juni neue geldpolitische Maßnahmen angekündigt. Diese sind bisher nur teilweise umgesetzt worden. Besonders das Ankaufprogramm von Wertpapieren, das sich auf die Geldbasis auswirken würde, ist bisher nicht aktiv. Besonders wichtig ist es, sich erneut ins Gedächtnis zu rufen, dass der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik gestört ist. Niedrige Zinsen und Kapitalmarktrenditen reichen nicht aus. Es muss sichergestellt werden, dass sich Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen und Haushalte verbessern. Da viele Geschäftsbanken nicht willens oder fähig sind, diese Aufgabe zu erfüllen, muss die EZB hier einspringen. Ein Indikator für die Aktivität der Notenbank, Gelder in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen, ist die Bilanzgröße im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, gibt es hier kaum Anzeichen für eine Verbesserung.
Es wird Zeit, dass die EZB entschlossen handelt und angekündigte Maßnahmen umsetzt. Je länger die aktuelle Situation anhält, umso schwieriger wird es für die Geldpolitik, das Ruder doch noch herum zu reißen.
Abb. 2
Zinsen stabil auf niedrigem Niveau
Die EZB war bisher besonders gut darin, mit wenigen Taten geldpolitisch viel zu erreichen. Es gab wohl selten eine Notenbank, die alleine mit Worten so viel Einfluss auf die Märkte nehmen konnte, wie die EZB ab 2012. Das ist zwar schön für manche Anleger, aber irrelevant für die Realwirtschaft.
Die Kapitalmärkte erwarten, dass die EZB in letzter Instanz die Anleihen der Euroländer kaufen wird. Dies sorgte dafür, dass die Zinsen für Staatsanleihen der Euroländer in den letzten Monaten stark gefallen sind. Die Staatsanleihen der solidesten Länder der Eurozone, allen voran Deutschland, genießen in 2014 weiter fallende Renditen. Mittlerweile sind die Zinsen für deutsche Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren sogar zeitweise auf eine Rendite von unter 1 Prozent gefallen. Der Grund für diese Entwicklung liegt in dem sehr schwachen Wirtschaftswachstum und dem vorherrschenden Anlagenotstand zinsorientierter Anleger.
Auch wenn die Zinsen für Staatsanleihen derzeit extrem niedrig sind, so erwächst aus der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung eine große Gefahr.
Zwar werden die Parallelen zu Japan in den 90er Jahren gerne verleugnet, aber das Risiko, ein ähnliches Schicksal zu erfahren, ist definitiv gewachsen. Die fiskale Sparpolitik lähmt die wirtschaftliche Aktivität in den Ländern der Eurozone. Auch der noch immer zu hohe Wechselkurs des Euro schwächt die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Währungsgemeinschaft. Die Situation könnte durch externe Schocks schnell wieder existenzielle Ausmaße annehmen. An potentiellen Krisenherden herrscht aktuell leider kein Mangel.
Aufgrund dieser erheblichen Risiken gehen wird davon aus, dass die EZB in den kommenden Monaten (womöglich schon im September) eine Ausweitung der bestehenden Ankaufprogramme für verbriefte Kredite bekannt geben wird. Per Ende 2014 vielleicht sogar eine unlimitierte monetäre Lockerung durch den Kauf von verbrieften Wertpapieren.
Fazit für den Anleger
Eine Analyse der eigenen Vermögensstruktur, die Kenntnis der eigenen finanziellen Risikobereitschaft und eine handwerklich sauber umgesetzte Anlagestrategie waren, sind und bleiben die richtigen Antworten auf die aktuellen und zukünftigen finanziellen Herausforderungen.
Gerne unterstützen wir Sie bei der Erstellung einer umfangreichen Vermögensstrukturanalyse oder der Umsetzung einer geeigneten Anlagestrategie. Zusätzlich habe Sie die Möglichkeit, kostenfrei Ihre finanzielle Risikobereitschaft zu testen.